Damit die Seele ihrem Zauber nicht erliegt
Durch diese sich stets erneuernde Anbindung an Ihre magische Sphäre erlangen Sie auch die Mächtigkeit, mit einem Blick, einer Geste, ja allein mit einem Gedanken auf andere Einfluss zu nehmen und sie aus Ihrem Kreis zu bannen oder in ihn zu locken. Gleichzeitig lernen Sie, mit noch größerer Schärfe zu trennen, wo ein Geschehen aus einer magischen Quelle gespeist wird und wo es der ganz normale Fluss der Ereignisse selbst ist, der den Ablauf diktiert. Allzu häufig erlebe ich es in meiner Praxis, dass Menschen hinter Ereignissen magische Einflüsse vermuten, wo schlicht und einfach nackte Realität waltet.
Im Allgemeinen sind es Verschlechterungen der Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit, Wohnungs- oder Vermögensverluste oder eine Häufung unglücklicher Ereignisse, die viele vermuten lassen, ein böser Verwandter oder ein ferner Feind stünde mit seiner magischen Macht als Wurzel allen Übels hinter der Wendung zum Schlechteren. Dabei sind die wenigsten unserer Mitmenschen in der Lage, einen wirklich bösen und dazu noch wirksamen Fluch auszusprechen, geschweige denn verfügen sie über ausreichend magische Kenntnisse und Fähigkeiten, solch einen Zauber zu inszenieren. Meist ist die Sichtweise selbst, von anderen verhext, verflucht oder schwarzmagisch verfolgt zu sein, eine Art Selbstverhexung.
Diese Einstellung wird zudem dadurch erleichtert, weil man mit einer solchen Annahme die Verantwortung für sich bequem abweisen und die Schuld an seinem Geschick an anderen festmachen kann. Erleichtert wird diese Form der Verdrängung auch durch krude esoterische Annahmen, die weit verbreitet sind und dem narzisstischen Zeitgeist entgegenkommen, so etwa infantile Reinkarnationsvorstellungen oder dürftige Jenseitsspekulationen. Hierbei wähnen sich die Benachteiligten zugleich als spirituell hochstehende und rechtschaffene Personen und suchen die ganze Schlechtigkeit der Welt allein bei anderen. Dieses so wahrgenommene exogene Übel aber verkehrt sich für sie zum Pesthauch schwarzer Magie, der sie bedrängt und ihr Leben verdüstert. Sie denken sich als Opfer und sind meist außerstande, die Möglichkeit der Selbstverhexung auch nur zu erwägen.
Solcherart Selbstverhexung gründet üblicherweise auf der Tatsache, dass man sich nie wirklich auf den Weg gemacht hat, seine magische Sphäre zu erkunden, und deshalb sich die eigene magische Intelligenz nicht entfalten konnte. Es fehlen die wirkliche Intuition und der magische Weitblick, so wie der eigene Zauber substanzlos ist. Gleichwohl war, ist und bleibt man von der Magie berührt und mag sich darum Niedergang und Schicksalshärte nur als üble Zauberei vorstellen. Und dann ist es nur ein weiterer und naheliegender Gedanke, diese Vorstellung mit magischem Wahn zu umkleiden. Hierdurch nährt man wiederum die magische Selbstbefindlichkeit und spinnt sich immer weiter in eine in sich kreisende und selbstverstärkende Kausalität: Der vorgestellte Bann wird empfunden, die Empfindung reflektiert und in Bezug zum eigenen Los gesetzt. Hieraus nährt sich wiederum die Vorstellung und mit ihr der magische Bann. Man mauert sich gewissermaßen in einen magischen Turm, so wie Alessandro aus unserem Beispiel zu Beginn dieses Kapitels. Allerdings kann ein solcher magischer Turm durchaus zu anhaltenden Eintrübungen der Lebensqualität führen, da man sich nicht nur mit schlechtem Zauber selbst fesselt, sondern auch noch die Geister, die einen verfolgen, selbst in die Welt setzt und fortan nährt.
Solchermaßen selbst geschöpfte Geister sind oft noch hartnäckiger als durch schmutzigen Zauber angehexte Schrate, erfordern sie doch, um sich zu lösen, wie alle Magie den sich selbst erkennenden Blick in die eigene magische Sphäre. Ein Blick aber, der uns zunächst die eigene Trübsal schauen lässt, ist bekanntermaßen schwerer als der Blick ins selbst angezündete Licht. Deswegen ist es unerlässlich, sich stets den magischen Scharfblick zu bewahren und nicht überall nach Zauber zu schreien, wo schlichte Dummheit oder Bosheit oder unheilvolle Schicksalsfügung am Werk sind.
Manche gehen bei der Inszenierung Ihrer Selbstverhexung, um irgendeinen Schuldigen zu finden, der sie verflucht und verhext haben könnte, so weit, dass sie unbewusst okkulte Phänomene provozieren. Da wackeln dann schon mal die Tische oder knistert die Luft, nur um sich selbst von der eingeredeten Tatsache, schwarzmagisch verfolgt zu sein, zu überzeugen. Denn wenn es um einen spukt und man dabei zusehends einen Misserfolg nach den anderen erlebt, dann können es nur böse Mitmenschen oder missgünstige Ahnen gewesen sein, die einem die bösen Geister schickten. Hat sich diese Sicht erst verfestigt, ist auch der nächste Schritt nicht weit bis zu dem Punkt, an dem das Leiden an der Menschheit sowie unter ihrem bösen Geist zum Selbstzweck wird. Solche Menschen aber bleiben meist verflucht, weil sie sich den selbst auferlegten Fluch nicht nehmen lassen wollen. Sie ziehen ihr Unglück auf magische Weise an, um selbstgerecht auf andere zeigen zu können. Jedenfalls lässt sich diese Art von Selbstverzauberung grundsätzlich nur von innen, das heißt aus sich selbst heraus brechen. Der Weg heißt Einsicht in sich selbst und bedeutet die unbedingte Annahme seiner Strukturen.
Ein Zauber aus dem Buch Weiße Magie im Alltag: Praktische Rituale, Schutz- und Abwehrzauber von Matthias Mala. Veröffentlichung mit freundlicher
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